Highlights 2017: Die besten EPs

Manch einer ist ja der Überzeugung, dass die herkömmlichen Veröffentlichungsformate der Musiklabels mit der Digitalisierung obsolet geworden seien, wo doch jeder User sich längst auf Internetportalen bequem seine eigenen Playlisten zusammenklicken könne. Nun, ich bin da wenig überraschend etwas anderer Meinung, obwohl ich die neuen Möglichkeiten, die das Netz geschaffen hat, natürlich keineswegs in Abrede stelle – was als Blogger auch reichlich absurd wäre – und Playlisten können in der Tat eine feine Sache sein. Selbstredend stellen sich eine Menge spannender Fragen, etwa inwiefern sich das veränderte Konsumverhalten längerfristig auf die Strategien der Major-Plattenfirmen oder auf den Output von unabhängigen Künstlern auswirken wird… aber eine gründliche Auseinandersetzung muss an dieser Stelle erst einmal vertagt werden.

Beobachten lässt sich jedenfalls, dass der zeitliche Umfang der herausgebrachten Werke stärker variiert als noch früher. 30 Minuten oder 3 Stunden Laufzeit – egal, denn im digitalen Kontext bedeutet Überlänge keinen nennenswerten Mehraufwand. Einhergehend mit der aktuellen Koexistenz verschiedenster Formattypen und Absatzwege (CD, Vinyl, Stream/Download, Kassette, USB Drive,…) lösen sich die sowieso nie eindeutig gewesenen Unterschiede zwischen EP und Album zusehends auf. Vielleicht braucht es diese getrennten Kategorien in Zukunft gar nicht mehr. Mittellange Veröffentlichungen werden damit logischerweise nicht verschwinden, momentan ist sogar eher das Gegenteil der Fall. 2017 hatte einige starke Vertreter dieser Sorte zu bieten.

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Highlights 2017: Die besten Alben

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Sicher mag es etwas sonderbar wirken, jetzt noch auf den Jahreswechsel zurückzukommen, aber bekanntermaßen ticken die Uhren an diesem spärlich beleuchteten Fleck irgendwo am Rande des Internets anders, will heißen: langsamer. Darum werde ich gleich auch mit der Einleitung fortfahren, als wäre gar nichts dabei…  Den Rest des Beitrags lesen »

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Enttäuschungen & Überhypetes 2017

Entgegen der in Kommunikationsseminaren gerne propagierten Regel – Positives immer zuerst – tastet sich UnSoundaesthetics mal ungeniert miesepetrig an das Jahr 2017 heran. Es liegt in der Logik von Jahresbestenlisten, dass mit der getroffenen Auswahl einhergehend anderen, nicht aufgeführten Werken wiederum die entsprechende Qualität abgesprochen wird. Jede Menge Alben rutschen damit Jahr für Jahr normalerweise unerwähnt durch, obwohl auch sie prägend für ihre Zeit sein können. Doch warum sollte man angesichts eines nahezu unbegrenzten Musikangebots eigentlich über mittelmäßige oder wenig gelungene Releases noch Worte verlieren? Tja, die Sache hat durchaus eine aktuelle Bewandtnis, insofern als sich in letzter Zeit die enttäuschenden Hörerfahrungen vermehrt dort einstellten, wo nicht damit zu rechnen gewesen ist. Gelistet sind hier also nicht wirklich die schlechtesten Platten, nein, in erster Linie gilt die fragwürdige ‚Ehre‘ lediglich gestandenen beziehungsweise geschätzten Künstlern, die in jüngster Vergangenheit überraschenderweise nicht überzeugen konnten; sowie jenen Alben, die in Musikmedien und Nerdkreisen gleichermaßen mit Lob überschüttet wurden, die hohen Erwartungen meinerseits jedoch leider nicht erfüllt haben.

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Revisiting 2017: Highlight-Playlist (Spotify)

Wie einige mitbekommen haben dürften, hat sich vor wenigen Tagen ein Jahreswechsel ereignet. Aus Anlass dieses besonderen, sich gerüchteweise nur alle 365 Tage zutragenden Vorkommnisses (mir persönlich kommt es ja wesentlich kürzer vor…), wird sich dieser Blog einmal mehr in Form eines Rückblicks den vergangenen 12 Monaten widmen.

Die schiere Menge und Vielfalt heutzutage veröffentlichter wie verfügbarer Musik ist ohne Frage ungemein bereichernd, hat aber längst auch ein schlicht unüberschaubares Ausmaß angenommen. Dem ist es geschuldet, dass leider nicht alles, was Zuhörer verdient, hier immer im Einzelnen erwähnt werden kann. Nicht nur aus diesem Grund eignet sich eine Playliste, die ab sofort für die nächsten Wochen/Monate den Leser im Webplayer am Seitenrand begleiten wird, zur idealen Ergänzung der bald folgenden Artikel.

Ein weiterer Pluspunkt ergibt sich daraus, dass diese Art der Zusammenstellung ein zwar genauso subjektives, aber dennoch umfassenderes Bild des Outsider-Musikjahres 2017 ermöglicht, weshalb ich jenes Gimmick einfach nicht mehr missen möchte. Zu guter Letzt bleibt dann noch der wohl wichtigste Vorzug, obwohl mich dessen Erwähnung als Blogger ja irgendwie in gewisse Nöte bringt: Sie macht etwas unmittelbar hörbar, dem man mit Worten am Ende doch niemals gerecht werden kann!

 

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Aus der Mottenkiste: Asmus Tietchens – Clones (1981)

Karg, karger, Asmus Tietchens! – was in Bezug auf die allermeisten Musikschaffenden ziemlich despektierlich geklungen hätte, darf in diesem speziellen Fall durchaus als Kompliment verstanden werden. Seines Zeichens autodidaktischer Klangtüftler, begann der aus Hamburg stammende Tietchens schon in den späten 60ern, inspiriert durch Musique concrète, Stockhausen sowie die frühe elektroakustische Avantgarde, mit ersten Tonbandexperimenten. Während es Horden von Generationsgenossen vornehmlich in die Arenen zu den Stones, Led Zeppelin und Konsorten zog, werkelte der Individualist weitgehend für sich an (bis auf seltene Ausnahmen) abweisend-kühler, atonaler Grenzmusik, in der nicht selten gespenstische Hohlräume zum Klingen gebracht werden.

Es wäre vielleicht bloß ein verstiegenes Hobby geblieben, wenn ihm nicht gewisse Entwicklungen des Zeitgeistes entgegengekommen wären: Progressiv freischwebendes Synth-Genudel aka ‚Kosmische Musik‘ als Alternativ-Pop-Phänomen der 70er; die aufkommende D.I.Y.-Kultur, welche Amateurmusikern schlagartig Independent-Vertriebswege eröffnete, und die Herausbildung einer international vernetzten Noise-/Industrial-Szene, die abseitigen Ästhetiken inzwischen ein Nischenpublikum verschafft hatte. Unter anderem brachte Nurse With Wounds Steven Stapleton auf seinem Label einige von Tietchens Werken unter. Der wiederum fügte sich mit herzigen Release-Titeln wie »Seuchengebiete«, »Abfleischung« oder »Aus Freude am Elend« überraschend gut in das morbid-lärmende Umfeld ein.

Ungeachtet dessen lässt sich Tietchens Vorgehen am ehesten als zugleich explorativ und isolationistisch bezeichnen. Gerade auch letzteres hört man der Musik an und darf gerne konsequent auf die Rezeption übertragen werden. Soll heißen, ein Stück wie »Clones« entfaltet seine Wirkung vor allem, wenn man es alleine in ungestörter Umgebung anhört. Bezeichnenderweise ist es auf »Musik aus der Grauzone« von 1981 zu finden – ein möglicher Hinweis darauf, dass sich sein Erzeuger zu dieser Zeit auf der Schwelle zwischen verfremdetem Konkretmaterial, dunklen Drones und vergleichsweise zugänglichen Synthesizer-Elementen bewegte.

Im Wesentlichen scheint das Soundkonstrukt auf einem dezent schnarrenden Tape-Loop zu basieren, durch den vereinzelte Andeutungen von Melodien flirren. Bei den verhallten Einschlägen mag man jedoch kaum von einem Beat sprechen, genauso wie ein wiederholt auftauchender verzerrter Schreilaut wohl nur Hartgesottenen als Hook durchgehen dürfte. Mehr braucht es allerdings nicht, in den richtigen Händen, um gepflegten Grusel auszulösen. Ein Umstand, der sich im Zusammenspiel mit der visuellen Montage (YouToube-Konto: Ivica Jordanovski) noch verstärkt. Ging es dem heimlichen – und wie man gleich hinzufügen sollte: unfreiwilligen – Dark Ambient-Pionier auch erklärtermaßen niemals darum, bestimmte Bilder oder Vorstellungen zu erwecken, die unheimliche Ausstrahlung von »Clones« ist ganz und gar manifest.

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Review: The Hirsch Effekt – Eskapist [2017]

 | Erschienen bei Long Branch Records (2017) / Cover-Artwork von Alejandro Chavetta |

Ein Gastbeitrag von Stefan Heinrich Simond

Wären die letzten drei Jahre eine Platte, sie wären diese. Die Irrungen des frühen 21ten Jahrhunderts finden sich pointiert beschrieben zwischen den klaren Statements und der verzweifelten Suche nach Hoffnung. Der Eskapist, wie The Hirsch Effekt ihn imaginieren, flüchtet vor der Welt in romantische Exzesse, Fremdenfeindlichkeit, Verschwörungstheorien, Alkoholismus und letztlich in den Schlaf.

Bereits die ersten Sekunden des Openers »Lifnej« sind eine Ansage. Die vor Konfusion flirrende Gitarre, die donnernden Drums, der eingängige Schrei. Das Stück tobt unnachgiebig bis der Chorus schließlich Einklang verschafft. Dynamik und Komplexität harmonieren durchweg und gerade als die Atempause bitter nötig erscheint, kommt sie auch. The Hirsch Effekt scheuen nach wie vor nicht davor zurück, ihre Hörer zu überfordern. Die Klangkeule erschlägt Unerfahrene mit einem Gefühl von unbändigem Stress. Es gibt keine Handreichung, keine freundliche Einladung. Stattdessen liegt die Verantwortung auf der Seite des Rezipienten. Wer durchatmet und sich darauf einlässt, erlebt bald eine inspirierende Achterbahnfahrt. Alle anderen dürfen gerne abschalten.

Deutlicher als in der vorangegangenen »Holon«-Trilogie kommen auf »Eskapist« politische Themen zur Geltung. In »Xenophotopia« steckt die Frustration über einen sturen Konservativismus. Auf die Konfrontation mit zornigem Geschrei folgt in der zweiten Hälfte des Stückes eine schaurige Parodie. Das Bild eines stramm rechtsradikalen Stammtisches drängt sich albtraumhaft auf, wenn es heißt: „Brüder, trinkt! Trinkt und stimmt mit ein!“ In »Natans« dann kommt die Platte zu ihrem vorläufigen Höhepunkt. Empfindsam wird der Leidensdruck flüchtender Menschen beschrieben, während enigmatische Zeilen das Unverständnis einer Wohlstandsgesellschaft präzise kritisieren. Die Komposition ist eine der zugänglichsten und zugleich anspruchsvollsten aus dem Repertoire von The Hirsch Effekt. »Aldebaran« ergießt schließlich einen Hohn aus technischem Speed-Metal über Verschwörungstheoretiker. „Ich bin mein Volk“ wirkt als wütendes Gröhlen ebenso verstörend wie es sich aus den Mündern tausender anhört, die es auf den Marktplätzen Deutschlands rufen. Die selbstgefällige Identifikation mit einer nationalen Idee wird entblößt als kindliche Naivität – „mach mir die Welt, wie sie mir nicht gefällt.

In dem ungewohnt kurzen »Tardigrada« schmettern unwillige Hardcore-Riffs gegen die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz. Der scharfe Kontrast aus Poesie und Zorn verleiht dem Titel eine gleichberechtigte Stellung neben den extensiven Kompositionen. »Berceuse« sowie »Inukshuk« hingegen sind gut platziert und authentisch, doch bleibt ihre Brillanz hinter den übrigen Stücken zurück.

Mögen manche der Interludes eher funktional sein, insofern sie von einem Stück zum nächsten überleiten, sticht doch »Nocturne« als bemerkenswert heraus. Die kurze Dodekaphonie beweist nicht nur den Mut zum stilistischen Kontrast, sondern überdies ein künstlerisches Bewusstsein, das gegenwärtig seinesgleichen sucht. Überlagerungen von Streichern, selbstbewusste Dissonanzen – wäre Alban Berg nicht tot, er stünde im Publikum. Und vielleicht ist die Verwendung von Zwölftonmusik hier fast als Leseanleitung zu verstehen. Denn Musik muss nicht gefällig sein; sie darf ruhig wehtun.

Kein anderes Stück exemplifiziert dies besser als der 14-minütige Brecher »Lysios«. Kurz vor Schluss wartet noch einmal die größte Herausforderung der Platte. Ein musikalischer Bosskampf. In progressivem Tech-Metal stampfend wird mit gnadenloser Explizität der Alkoholismus illustriert. Das ist, je nach Geschmack, anspruchsvoll aber erträglich. Wer es bis zur Halbzeit schafft, wird mit einem Schmuckstück belohnt, das an Wahnsinn grenzt. Unerwartet löst sich das Stück in einen leichtfüßigen wie zynischen Werbejingle auf, kurz darauf gefolgt von vertracktem Speed-Metal-Geschmetter, übermalt mit nervösem Free-Jazz.

Wer auch dieses letzte Aufbäumen übersteht, darf mit »Acharej« entspannen. Das Falsett ist trügerisch und ehrlich zugleich. Sehnsucht und Einsamkeit dominieren den Abschluss von »Eskapist«. Die Melodien sind hier wie in nahezu allen Stücken kalt und verschlossen. Eine Auflösung gibt es nicht; in jeder Hoffnung liegen Zweifel. Es bleibt der Eindruck einer durchkonzipierten Platte, die sich klar politisch positioniert ohne in blinden Aktivismus zu verfallen. Eine rätselhafte Platte, die entschlüsselt werden muss, um ihre Faszination zu begreifen. Titel, die zumindest zu einer Google-Suche einladen und Texte, in denen Begriffe wie ‚servil‘ und ‚indolent‘ vorkommen. Die deutschsprachige Musiklandschaft kann manchmal dröge und unterfordernd wirken. Mit »Eskapist« beweisen The Hirsch Effekt, wie lebendig die Musik als Kunst ist.

Tracklist:
01. Lifnej
02. Xenophotopia
03. Natans 
04. Coda
05. Berceuse
06. Tardigrada
07. Nocturne
08. Aldebaran
09. Inukshuk
10. Autio
11. Lysios
12. Acharej

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Video: Monolog – I Will Return To You From The Abyss

In den letzten Wochen und Monaten glänzte dieser Blog ja vor allem mit der Abwesenheit neuer Beiträge. Nichts, so liest man immer wieder, fürchtet ein Schreiber mehr als das leere Blatt: Horror vacui. Stillstand. Rien ne va plus. Mehr noch: Nichts bewegt den Menschen im Innersten so sehr wie die Angst vor dem Nichts und der Nichtigkeit. Ganz gleich, ob man sie verdrängt oder ihr mit Introspektion begegnet – die Versuche sie zu überwinden sind es, welche den existentiellen Kern ausmachen. Eine Auseinandersetzung mit diesem universellen Menschheitsproblem ist so spannend wie im Grunde unabdingbar; logisch, dass sich Denker, Künstler, Kulturschaffende seit jeher daran abarbeiten.

Uneins ist man bisweilen über das Wesen respektive die Wesenslosigkeit dieses ominösen Angstbesetzers. Was nichts ist, kann nun mal nicht ohne weiteres dar- oder sich vorgestellt werden. Es verlangt geradezu danach, in irgendeiner Weise ausgefüllt zu werden, man behilft sich – das ist weniger paradox als es vielleicht scheint – also doch mit diversen Ausdrucksmitteln beziehungsweise illustriert stellvertretend für das Phänomen eben die Empfindungen, die es beim Individuum hinterlässt. Manch einer imaginiert den Fall ins Bodenlose, klaffende tiefschwarze Abgründe ins Nirgendwo. Da mag eine herbeifantasierte Unterwelt im Vergleich zur nagenden Ungewissheit fast (fast!) schon wieder etwas Erlösendes an sich haben.

Wie auch immer letztlich der Fall liegt, Monologs klanglich ausformulierter Beitrag lässt kaum Zweifel daran aufkommen, dass in jenen unbekannten Gefilden alles andere als Frieden zu erwarten sei – schon der Titel klingt ja wie eine Warnung an. Allerlei Sinistres füllt denn auch die Leerstellen zwischen den spärlichen, reverberierenden Drumschlägen… welche mitsamt dem ganzen Rest alsbald von einem infernalen Mahlstrom verschluckt werden. Chaos, Verderben und Gewalt statt gleichmütiger Stille.

»I Will Return To You From The Abyss« bringt in durchaus denkwürdiger Manier verschiedene Facetten aus dem Oeuvre des gewieften Soundarchitekten zusammen, welches zwischen verschachteltem Future Jazz und aggressivem Breakcore ein ohnehin nicht allzu kleines Feld umfasst. Sehr prägend erwies sich offenbar auch seine wiederholte Zusammenarbeit mit Swarm Intelligence, dessen Arbeiten einen ausgeprägten Sinn für dreckige Bässe, asymmetrische Rhythmen und beklemmend-tiefgängige Heavyness wiedererkennen lassen; aber auch roher Distortion-Krach der Sorte Emptyset liegt gar nicht mal so weit entfernt.

„Ich stand da zitternd vor Angst – und ich fühlte wie ein langer unendlicher Schrei durch die Natur ging.“ – Edvard Munch, Notiz aus dem Nachlass

Anders als die bösartig grollende Audiovorlage, die nicht nur im übertragenen Sinne den „Ton angibt“, sind die visuellen Begleitmotive für sich genommen eigentlich recht undrastisch ausgefallen. Das Gute am Musikvideo als Ausdrucksform ist ja, dass es weder auf das Geschichtenerzählen im herkömmlichen Sinne angewiesen ist, noch unbedingt einer verbindlichen Aufschlüsselung seiner eigenwillig anmutenden Codes und Symboliken bedarf. Ganz in diesem Sinne setzt No-oNs Clip auf Schwarz-Weiß-Bilder von düsteren Gewässern und wallenden Baumkronen, die hier zur Projektionsfläche werden für den identitätslosen Schrecken, der nur winzige Augenblicke lang beinah ein Gesicht zu bekommen droht. In diesem quasi expressionistischen Setting gewinnt die ungreifbare Bedrohung an unheilvoller Präsenz, ohne sich preiszugeben. Nervenzerrend zur Tonspur geschnitten, ruft das Video Lucrecia Dalts x These Hidden Hands‘ nicht minder fabehaftes »These Moments Dismantled« aus dem letzten Jahr in Erinnerung.

Projektionsflächen bietet die visuelle Ebene jedoch gleich in mehrfacher Hinsicht auf. So wie das Werk immer wieder Hauptmotive (Blätter im Wind, Wasser, Lichtreflexe) auf ihre Eigenschaften als Texturen zu reduzieren versucht, den vermeintlichen Naturphänomenen artifizielle Bearbeitungen unterzieht oder gar abstrakten geometrischen Objekten „überstülpt“ und diese damit als flache Binnenstrukturen zu erkennen gibt, zieht sie dem Betrachter den sprichwörtlichen Boden unter den Füßen weg. Wo man eben noch Tiefe wähnte, ist man einer Illusion aufgesessen, einer reinen Oberflächenerscheinung. Es gibt kein „Dahinter“ – Nichts.

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Mit seinem Monolog-Projekt ist Mads Lindgren derzeit äußerst gut beschäftigt. Neben »Conveyor« seinem kraftstrotzenden Longplayer-Debüt für Hymen Records, dem »I Will Return To You (…)« entstammt, hat er Anfang des Jahres mit »When The Clouds Roll By« auf Subtrakt ein Album mit für ihn typischen Drum’n’Bass-Tracks veröffentlicht. Ferner kollaborierte er mit Subheim für die ambitionierte EP »Conviction« (Denovali); zuletzt erschien im Juli die »Station 1805« EP mit Swarm Intelligence unter dem gemeinsamen Projektnamen Diasiva.

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Highlights 2016: Herausragende Tracks

Das Krampfjahr 2016 ist zwar seit ein paar Monaten Geschichte, doch irgendwie will es sich immer noch nicht ganz abschütteln lassen, schließlich ist seine Aufarbeitung bis hierhin zu einer scheinbar nichtLogo Unsoundaesthetics 2016 enden wollenden Odyssee verkommen. Aber damit soll jetzt, wo sogar schon der kalendarische Frühlingsanfang überschritten wurde, endlich mal Schluss sein!

Bleibt final also nur noch zu klären, welche Songs beziehungsweise Musikstücke sich eine kleine Würdigung verdient haben. Worten, denen – wer hätte das geahnt? – im Anschluss an diese Einleitung ‚Taten‘ (also, das heißt eigentlich weitere Worte) folgen werden. Wichtig zu wissen: Diese Auswahl soll keine vollumfängliche Repräsentation dessen darstellen, was der Blogbetreiber für die ‚besten‘ Tracks des abgelaufenen Jahres hält, sondern umfasst lediglich Musik, die nicht bereits über die zehn Albumfavoriten abgedeckt wurde, und ist auch eher als Ergänzung zu dieser Liste zu verstehen.

Hinweis: Zusätzlich zu den eingebetteten Playern befinden sich (Alternativ-)Links jeweils in den Tracktitel-Überschriften, über die man zu den besprochenen Songs gelangt. Im Notfall sollte also möglichst jeder die Gelegenheit haben, sich die aufgeführten Musikstücke anhören zu können.

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Highlights 2016: Die besten Alben

Jetzt, wo sämtliche Jahresrückblicke längst vergessen und fragwürdige Awards bereits medienwirksam an die üblichen Verdächtigen verteilt worden sind, lasse auch ich mir eine persönliche Abrechnung mit 2K16 nicht nehmen, muss dazu aber leider ein wenig ausholen…

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